Defibrillatoren für alle Stadtteile
Die Bürgerstiftung Lauda-Königshofen setzt sich für die schrittweise Anschaffung von Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) in allen Stadtteilen ein.
Von Peter D. Wagner
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LAUDA-KÖNIGSHOFEN.
Die Bürgerstiftung Lauda-Königshofen setzt sich für die schrittweise Anschaffung von Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) in allen Stadtteilen ein.
„Nachdem von engagierten Bürgern an uns entsprechende Wünsche herangetragen wurden, hat der Vorstand beschlossen, in den kommenden Jahren nach und nach für alle Lauda-Königshofener Stadtteile Defibrillatoren anzuschaffen“, berichten Gerhard Glöckner, Vorsitzender der Bürgerstiftung Lauda-Königshofen, und Mitvorstandsmitglied Leo Köhler. „Im Notfall Leben retten können“ laute dabei die wesentliche Devise. Herzerkrankungen sind die häufigsten Todesursachen in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sterben pro Jahr in Deutschland durchschnittlich ungefähr 100 000 Menschen am plötzlichen Herztod. „Oft sterben Personen, weil ihnen nicht rechtzeitig oder gar nicht geholfen wird. Betroffene haben oft nur eine Chance, wenn sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen wird, am besten ergänzend mit künstlicher Beatmung, und ein Defibrillator zum Einsatz kommen kann“, erklärt Dr. Berthold Leinwand.
Erste Minuten wichtig
Beim drohenden plötzlichen Herztod komme es deshalb auf die richtigen Maßnahmen in den ersten Minuten an. „Schnelle Herz-Lungen-Wiederbelebung und ein griffbereiter Defibrillator können Leben retten“, unterstreicht der Internist und ehemaliger Praxisinhaber aus Lauda. „Viele glauben, dass der plötzliche Herztod nur ein Problem herzkranker Menschen sei, aber der Herz-Kreislauf-Stillstand kann jeden treffen – Frauen wie Männer jeden Alters“, gibt er zu bedenken. Die sogenannte „Hilfsfrist“ – die Zeit, in der ein Notarzt oder Rettungsdienst nach Alarmierung am Einsatzort sein muss – darf sich gemäß baden-württembergischem Rettungsdienstgesetz auf maximal 15 Minuten belaufen. Allerdings auch bei Einhaltung dieser Spanne könnte es für einen Patienten, bei dem aufgrund einer Herzrhythmus- Störung lebensbedrohlich der Puls ausgesetzt hat, dann bereits zu spät sein. „Mitunter hätte womöglich Leben gerettet werden können, falls ein Defibrillator vorhanden gewesen wäre“, schildern Glöckner und Köhler entsprechende Aussagen von Bewohnern einiger Ortsteile.
Besonders kritisch zuspitzen könne sich die Situation beispielsweise, wenn ein Notarzt aufgrund einer länger geschlossenen Bahnschranke erst mit reichlich Verzögerung an einen Einsatzort gelange. Ein möglichst rasch verfügbarer Defibrillator soll durch Abgabe von Stromstößen über Elektroden eine gestörte Taktfrequenz des Herzschlages wie etwa durch Kammerflimmern den natürlichen Herzrhythmus wiederherstellen. Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED) ist so konzipiert, dass er auch von Laien sicher und zielgerichtet bedient werden kann. Abbildungen auf den Elektroden-Pads zeigen, wo diese anzubringen sind. Per Sprachfunktion teilt das Gerät dem Laienanwender die nächsten Handgriffe und deren Reihenfolge mit. „Der AED ist eine Ergänzung zur Reanimation durch Herzdruckmassage, wobei ein interner Computer selbstständig entscheidet, ob eine oder gegebenenfalls welche Herzrhythmusstörung vorliegt und den Anwender selbstführen anleitet, was weiter zu tun ist. Anschließend erzeugen die Geräte den benötigten Startimpuls oder Schlagrhythmus“, erklärt Leinwand zusammenfassend.
Einige Unternehmen oder Einrichtungen wie etwa das Terrassenfreibad in Lauda sind bereits mit einem Defibrillator ausgestattet. Allerdings sind diese Geräte entweder zumeist nur zu bestimmten Zeiten erreichbar und lediglich in einzelnen Stadtteilen vorhanden sowie an Standorten, die zudem den meisten Bürgern unbekannt sind. Deshalb sei es Bestreben der Bürgerstiftung, dass mittelfristig in allen Stadtteilen mindestens ein AED zentral installiert und rund um die Uhr jederzeit zugänglich ist, in größeren Ortsteilen gegebenenfalls auch zwei Geräte. Konkrete Stellen zur denkbaren Stationierung eines Defibrillators in der einzelnen Ortschaft sollten besonders in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ortschaftsräten und der Stadt ausgesucht werden. In einem nächsten Schritt sollen die Bürger informiert werden, wo sich Defibrillatoren befinden, und eine Einführung in deren Handhabung angeboten werden.
Wie die Vorstandsmitglieder der Bürgerstiftung weiter bekanntgeben, sei vorgesehen, die AED-Geräte über die Björn-Steiger-Stiftung anzuschaffen. Diese seit über 50 Jahre bestehende Initiative hat die ständige Weiterentwicklung der Notfallhilfe zum Ziel. Eines der aktuellen Projekte lautet „Kampf dem Herztod“. Da die Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens der Bürgerstiftung Lauda-Königshofen einen enormen finanziellen Aufwand erfordere, müssen zum einen in der Reihenfolge der Anschaffung und Stationierung für die einzelnen Stadtteile Prioritäten gesetzt werden, betonen Glöckner und Köhler. „Zum zweiten benötigen und suchen wir vor allem Spender zur Finanzierung der Geräte und der Aufbewahrungsboxen. Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden“, erklären sie.
Einhergehend haben bereits mehrere Mitglieder der Bürgerstiftung und weitere Bürger ihre Unterstützung oder eine zweckgebundene Zuwendung zugesagt. Bürgermeister Dr. Lukas Braun begrüßt die von der Bürgerstiftung Lauda-Königshofen angeregte Defibrillatoren- Initiative. „Wir werden von der Verwaltung eine Konzeption entwickeln, wo in den jeweiligen Stadtteilen die Stationierung eines Defibrillators sinnvoll ist“, kündigt er als Unterstützung des Vorhabens an. Ein weiteres Ziel sei es, dass sich die Stadt womöglich auch finanziell beteilige. „Alle drei Gemeinderatsfraktionen befürworten grundsätzlich dieses Projekt“, berichtet Braun.
Foto und Text: Peter D. Wagner. Vielen Dank für Deine Unterstützung, Peter!